18 August 2006

Das ($%/§$"%%&/) Telefon

Über die letzten fünfzehn oder zwangig Jahre haben sich meine Gefühle in bezug auf das Telefon erheblich geändert. Als Kind und Jugendlicher hatte ich immer gern telefoniert, und da ich im allgemeinen ziemlich redselig gewesen bin, hatte ich immer die Gelegenheit begrüßt mit Freunden zu quatschen.

Bis ich Rechtsanwalt wurde.

Dann wandelte dieser Apparat in ein Folterinstrument. Jedes Klingeln brachte ominöse oder wenigstens unangenehme Botschaften. Irgendjemand war immer geärgert, oder unzufrieden. Jeder hatte seine eigene Krise. In einer kleinen Anwaltskanzlei unterbricht das Telefon jeden Versuch, die Arbeit selber zu erledigen. Früher hatte ich nie die alte Vorstellung meines Großonkels verstehen konnen, dass man am Apparat nur kurz und bündig reden soll. Altmodisch und spießig? Kaum. Jetzt, als Anwalt, wollte ich jedes Gespräch so schnell wie möglich beenden. Das ist jetzt mehrere Jahre her. Trotzdem hasse ich das Telefon noch, es nervt mich, und ich sehe überhaupt keinen Grund, warum man mehr als eine Minute oder so daran plappern soll. Besonders blöd finde ich die Neigung, weiter zu reden, selbst wenn man die andere Person kurz danach sowieso treffen wird. Wie oft habe ich einem gesagt, tja, das kann allerdings warten, ich sehe dich in einer Stunde--oder in zwanzig Minuten bloss! Lächerlich.

Und da ich jetzt in Deutschland bin, ist meine Klage noch schlimmer geworden. Denn das Telefon ist für den Ausländer eine Qual. Erstens sind die Piepsignale schief. Ist die gewählte Nummer besetzt? Oder ist sie außer Betrieb? Frage mich bitte nicht, was dieser merwürdige Ton zu bedeuten hat! Und am Apparat darf man um keine sofortigen Erklärungen bitten; der Gesprächpartner kann einen nicht wahrnehmen, hat daher keine Idee, ob man ihn richtig verstanden hat oder nicht. Das Gestikulieren sowie die Gesischtsausdrücke zu verwenden, um auf meine Ratlosikeit hinzuweisen, sind ausgeschlossen. Und der liebe Gott hilf mir, falls man eine Störung, ein Geräusch im Hintergrund, leere Akkus usw. bewältigen muss!

Nein, meine verehrten Leser, ich bin kein Freund des Telefons. Wenn etwas wertvoll genug ist, besprochen zu werden, kann man ganz gewiß einige Minuten oder Stunden warte auf eine persönliche Begegnung warten. Wie Tim in Das Geheimnis des Einhorns sagt: 'It is amazing how long some people